Quantenlicht aus Übergittern

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Prof. Maksym V. Kovalenko und sein Team konnten erfolgreich Quantenpunkte in Übergittern anordnen. Diese Übergitter emittieren superfluoreszierendes Licht, das für zukünftige Quantenanwendungen genutzt werden kann.

Quantenpunkte (QPs) sind helle, leuchtende Nanopartikel, die Licht in sehr genau definierten Farben emittieren können. Durch Veränderung der Partikelgrösse kann die Farbe gezielt verändert werden. QPs werden beispielsweise in der neuesten Generation von LCD-Fernsehern eingesetzt, um knackigere Farben zu erzielen. Prof. Maksym V. Kovalenko und sein Team arbeiten an der nächsten Generation von QPs aus halbleitenden Perowskiten und ordnen diese QPs zu dreidimensionalen Blöcken aus nahezu identischen Quantenpunkten, sogenannten Übergittern. Sie haben nun eine neue Eigenschaft solcher Übergitter demonstriert - die Emission von superfluoreszierendem Licht. Dadurch können diese Übergitter als Quantenlichtquellen für zukünftige Quantenanwendungen genutzt werden.

Fluorescent superlattices under the microscope (UV illumination). Photo © Dr. M. Bodnarchuk, Empa
Fluoreszente Übergitter unter dem Mikroskop (UV-Beleuchtung). Photo © Dr. M. Bodnarchuk, Empa

Superfluoreszenz aus Perowskit-Quantenpunkt-Übergittern

In der Gruppe von Prof. Kovalenko wurden in den letzten Jahren Perowskit-QPs und ihre optoelektrischen Eigenschaften eingehend untersucht. Diese Art von QP besteht aus Cäsium-Bleihalogenid (CsPbX3, X = Cl, Br, I). In einem Anfang dieses Jahres in der Zeitschrift Nature veröffentlichten Artikel konnte das internationale Forscherteam zeigen, dass einzelne Perowskit-Nanokristalle schnell extrem helles Licht abgeben können - ein Prozess, der schneller abläuft als bei jeder anderen Art von QP. Diese Eigenschaft macht Perowskit-QPs sehr interessant für den Einsatz in der optischen Datenkommunikation, z.B. in Supercomputernetzwerken, wo jede Nanosekunde zählt. Jetzt haben Forschende der ETH und der Empa (M. Bodnarchuk, G. Rainò, M.V. Kovalenko) in Zusammenarbeit mit Kollegen von IBM Research – Zürich (M. A. Becker, T. Stöferle, R.F. Mahrt) noch eine weitere interessante Eigenschaft dieser Nanokristalle entdeckt: Im Gegensatz zu einem zufälligen Ensemble von fluoreszierenden QPs, die mit einiger Verzögerung unkorrelierte Photonen emittieren, können Übergitter der gleichen QPs Stösse von korrelierten Photonen fast sofort emittieren, d.h. sie sind superfluoreszierend. Einmal angeregt, synchronisieren sich alle Dipole im Übergitter vor der Rückkehr in den Grundzustand und emittieren so alle Photonen gleichzeitig in einem Paket nur wenige Picosekunden nach der Anregung. Eine so schnelle Lichtemission durch QPs wurde noch nie zuvor beobachtet. Diese neu entdeckten Übergitter sind daher als Quantenlichtquellen besonders interessant, z.B. in der Quantenkommunikation oder in Quantensensoranwendungen.

Superfluoreszenz: Angeregte Dipole
Superfluoreszenz: Angeregte Dipole in Übergittern synchronisieren sich durch Erreichen von Kohärenz über das Photonenfeld. Fast sofort wird ein superschneller Stoss von korrelierten Photonen ausgesendet. 3D-Visualisierung: Joachim Schnabl

Perowskit-Quantenpunkte und ihre Anordnung in superfluoreszierenden Übergittern

Für die Herstellung der Übergitter verwenden die Forscher eine Dispersion von kubischen CsPbX3-Perowskit-Nanokristallen, die fast alle die exakte Kantenlänge von 9,5 nm aufweisen. Wenn das Lösungsmittel langsam verdunstet, bilden sich spontan würfelförmige Übergitter, die jeweils aus bis zu mehreren Millionen Nanowürfeln bestehen. Die fluoreszierenden Supergitter sind unter dem Mikroskop sichtbar und haben eine Kantenlänge von bis zu 20 µm. "Solche weiträumig geordneten Übergitter konnten nur aus einer hochmonodispersen Lösung von QDs gewonnen werden, deren Synthese in den letzten Jahren sorgfältig optimiert wurde", sagt Dr. Maryna Bodnarchuk, Senior Scientist an der Empa Dübendorf. Sie stellt die QPs her.

Die Bildung von Übergittern
Die Bildung von Übergittern aus einer monodispersen Lösung von Perowskit-Nanokristallen während der Verdunstung des Lösungsmittels. 3D Visualization: Joachim Schnabl
Superlattices under the microscope
Supergitter unter dem Mikroskop (Weisslichtbeleuchtung). Photo © Dr. M. Bodnarchuk, Empa
3D-Konfokalmikroskopie PL-Bild von Übergittern (Anregung bei 405 nm).
3D-Konfokalmikroskopie PL-Bild von Übergittern (Anregung bei 405 nm). Photo © B. M. Benin, ETH - Zürich (ScopeM)

Ein Durchbruch für Quantenanwendungen

"Die Möglichkeit, so einfach hochkorrelierte Photonen zu erzeugen, eröffnet neue und spannende Möglichkeiten für die Grundlagenforschung und zukünftige Entwicklungen in der Quantentechnologie. Diese neu entdeckten Quantenlichtquellen könnten für Quantencomputer, quantenverschlüsselte Kommunikation oder Quantensensoren mit bisher unerreichter Genauigkeit sehr wichtig werden", sagt Dr. Gabriele Rainò, leitender Wissenschaftler in der Gruppe von Prof. Kovalenko.

externe Seite Pressemitteilung Empa

Literaturhinweis

Gabriele Rainò, Michael A. Becker, Maryna I. Bodnarchuk, Rainer F. Mahrt, Maksym V. Kovalenko, and Thilo Stöferle: Superfluorescence from Lead Halide Perovskite Quantum Dot Superlattices.
Nature 2018, doi: externe Seite 10.1038/s41586-018-0683-0

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