#IChO - Chemie verbindet

Stefan Schmid und Magdalena Lederbauer haben sich bei einer Chemie Olympiade kennengelernt. Mehrfach haben sie bei früheren Olympiaden Medaillen gewonnen. Nun studieren die beiden Österreicher Chemie am D-CHAB der ETH Zürich und sind selbst Autoren für Aufgaben bei der IChO 2023. Im Interview erzählen sie von ihrer Faszination für Chemie, vom Studium an der ETH und von Olympiade-Erlebnissen, die bis in die Gegenwart reichen.  

von Julia Ecker
Stefan Schmid und Magdalena Lederbauer im Labor

Chemie ist…

Magdalena Lederbauer: Faszinierend, vielfältig und überall.

Stefan Schmid: Divers, aufregend und transformativ, vor allem im Hinblick auf künftige Herausforderungen.

Wie kann uns Chemie helfen, künftigen globalen Herausforderungen zu begegnen?

Magdalena: Ich finde die Power der Chemie ist ihre Interdisziplinarität. Mich begeistert z.B. gerade die computergestützte Chemie. Man kann sie in diverse Bereiche einbringen: von der Medikamententwicklung bis hin zu erneuerbaren Energien. Generell ist noch so viel unentdeckt, das birgt grosses Potenzial für Lösungen. Unsere Aufgabe als Chemiker:innen ist es, die beste Lösung herauszufiltern oder zu kreieren.

Stefan: Bei meiner Masterarbeit arbeite ich an Lösungen, wie man Artificial Intelligence [AI] als „Werkzeug“ in der Chemie einsetzen kann. Die Hoffnung ist, dass gewisse Prozesse dadurch schneller und automatisierter ablaufen können. Auf diese Weise kann z.B. die Entdeckung von neuen Arzneiwirkstoffen oder Katalysatoren beschleunigt werden.

Wie erlebt ihr das Studium an der ETH Zürich?

Stefan: Ich bin begeistert, für mich ist es vergleichbar mit einer längeren IChO. Zweifelsohne ist es eine Herausforderung – das Lernpensum hat es in sich – aber schlussendlich ist es das wert. Einerseits aufgrund der guten Qualität der Ausbildung, andererseits weil es an der ETH Zürich viele ambitionierte Studierende gibt. Das schafft eine inspirierende Atmosphäre.

Magdalena: Für mich hat sich mit dem Bachelorstudium an der ETH ein Traum erfüllt! Hier steht man im Dialog mit hochkarätigen Forscher:innen und hat die Möglichkeit, spannende, anspruchsvolle Projekte zu realisieren. Besonders schätze ich die Möglichkeit, sich auch ausserstudienmässig zu engagieren: Es gibt beispielsweise Studierendenvereinigungen wie die Young Swiss Chemical Society oder Women in Natural Sciences.

Du bist als Webmasterin bei den Women in Natural Sciences, kurz WiNS. Warum ist dir das ausserstudienmässige Engagement so wichtig?

Magdalena: Die Mitarbeit bei WiNS erlebe ich als grosse  Bereicherung. Unsere Mission ist es, Frauen in den Naturwissenschaften zu stärken und eine integrativere, vielfältigere Gemeinschaft an der ETH zu gestalten. Wir organisieren zahlreiche Events und zeigen Dinge auf, die zur Verbesserung unserer Gemeinschaft beitragen. Ich kann nur jeden Studierenden empfehlen mal bei einem unserer Events vorbeizuschauen.

Ihr habt beide schon öfters an der IChO teilgenommen und mehrmals Medaillen gewonnen. Darüber hinaus habt ihr euch bei der IChO kennengelernt. Wie habt ihr diese Zeiten in Erinnerung?

Stefan: Die beiden IChOs, an denen ich teilnahm, waren unvergessliche Erlebnisse. Vor den Wettbewerben war man zwar nervös, aber da geht es allen ähnlich. Damals habe ich sogar die Übungsaufgaben mit zum Sightseeing genommen, um noch ein wenig zu lernen [lacht]. Trotz Anspannung war die Atmosphäre vor den Prüfungen aber immer kollegial – und nach den Prüfungen natürlich erst recht, weil dann die „Arbeit“ getan war.

Magdalena: Stefan und ich haben uns 2018 bei meinem ersten Bundeswettbewerb in Österreich kennengelernt und uns beide für die IChO qualifiziert. Wir hatten eine tolle Zeit in einem tollen Team. Chemie verbindet, wie unser Lehrer immer gesagt hat. Stefan hat dann sein Studium begonnen und ich habe weiterhin an Olympiaden teilgenommen: etwa 2019 in Paris und im Pandemiejahr 2020 online von zu Hause aus. Die Siegerehrung habe ich damals via YouTube verfolgt – kurz bevor ich mein Studium an der ETH begonnen habe.

Mittlerweile seid ihr beide Aufgaben-Autoren für die IChO 2023. Was habt ihr persönlich aus euren Olympiade-Jahren mitgenommen?

Stefan:  Freunde wie Magdalena, aber auch Fachwissen und meine Arbeitseinstellung: sich an schwierige Probleme heranzuwagen und damit auseinanderzusetzen ist eine wichtige Übung. Das wird auch den IChO Teilnehmenden später im Studium eine grosse Hilfe sein.

Magdalena: Auch ich habe fachlichen Input mitnehmen können, vor allem aber schätze ich das neu gewonnene Netzwerk. Nun kenne ich Leute aus aller Welt: es sind berufliche Kontakte sowie Freunde fürs Leben. Darüber hinaus waren es meine Lehrpersonen und Mentor:innen bei der Olympiade, die mich darin bestärkt haben, Chemikerin zu werden. Jetzt freue ich mich, dass ich als Autorin etwas zurückgeben kann – es ist eine ganz neue Aufgabe für mich, kreative und knifflige Beispiele für die IChO 2023 zu kreieren.

Was gebt ihr den diesjährigen IChO-Teilnehmer:innen mit auf den Weg?

Stefan: Freut euch schon jetzt drauf. Wir tun alles, damit die IChO 2023 zu einem unvergesslich // grossartigen Erlebnis für euch wird. Geniesst es und schliesst möglichst viele neue Freundschaften!

Magdalena: Das wäre auch mein Rat. Ich wünsche allen weiterhin viel Begeisterung für die Chemie und Freude beim Wettbewerb. Ausserdem wünsche ich mir, dass die IChO auch von künftigen Generationen weltweit gefördert wird – it's up to you!

Stefan und Magdalena_Portrait
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