Pharmakognostische Sammlung
«Von grossem Reiz ist es, der Wichtigkeit, die [Genussmittel] im Leben des Menschen haben, nachzugehen, der Geschichte des Gebrauchs [...], zu sehen, wie sie anfangs angefeindet, endlich siegreich bleiben und neuerdings angefeindet werden.»
Rauschmittel Betel_Lippenpomadendöschen Haschischpfeifen Italienische Tabakpfeifen mit chinesischen Wasserpfeifen Rund ums Coffein: Kaffeetassen (l) aus Deutschland im Jugendstil, (m +r) benutzt in Algerien 1910 Chinesischer Ziegeltee 1895 mit Bambuslöffel, Teeproben und Teeziegel im Hintergrund Chinesisches Teeservice Guaranasamen mit Guaranafisch Gewürze: Von Gelben Katzenpfötchen über Fliegenholz bis Unreifen Pomeranzen Chinesisches Baumbuch Hartwichs Kräuterbuchsammlung
Mit den oben angeführten Worten rechtfertigte Professor Carl G. Hartwich seine Studien zu Rausch- und Genussmitteln, allesamt dargelegt in «Die menschlichen Genussmitel – ihre Herkunft, Verbreitung, Geschichte Bestandtteile, Anwendung und Wirkung» von 1911. Ehemals Professor an der ETH, bereiste er die Welt auf der Suche nach Kakao, Kaffee, Tee, Maté, Guarana, Colanuss, Opium, Haschisch und allerlei anderen Stoffen. «Überall auf der Erde, wo den Menschen Stoffe des Pflanzenreiches zur Benutzung sich darbieten, haben sie es verstanden [...] solche auszuwählen, die über die Befriedung wirklicher Bedürfnisse wie Nahrung, Kleidung, Obdach usw. scheinbar hinausgehen und die sie entbehren könnten, ohne auf eine gewisse Behaglichkeit des Daseins Verzicht zu leisten. Die Zahl ist recht groß und die Art der Verwendung mannigfaltig. […]», schwärmt er in einem Skript der Naturforschenden Gesellschaft Zürich.
Anschauliche Zeugen davon sind die Exponate der Pharmakognostischen Sammlung im HCI am Hönggerberg: Neben vielerlei Gewürzproben, sind dies auch zahleiche Instrumente und Werkzeuge zum Genuss der oben genannten Rauschmittel, welche Hartwich auf seinen Reisen gesammelt hatte. Damit erweiterte er die bereits bestehende Sammlung von Professor Eduard Schär. Zu Hartwichs Nachlass gehört ferner auch eine Sammlung von über 400 Lehrwerken und Kräuterbüchern.
Highlights aus der Sammlung
Opium, Haschisch und Co
Spannendes zur Geschichte und Chemie hinter Opium, Haschisch, Betel und Harry Potters Mandragora. Mehr erfahren
Mate, Cola und Guarana
Diese drei haben zweierlei gemeinsam: Sie enthalten Purinbasen und wirken aufputschend. Hier geht es um Samen und Blätter, die es in sich haben. Mehr erfahren
Pfeilgifte als Jagdinstrument
Man kennt sie, die berüchtigten Gifte bunter Frösche im Regenwald. Doch auch Pflanzen können zu giftigen, effizienten Jagdinstrumenten werden. Mehr erfahren
Bestseller Naturapotheke
Man sagt, gegen alles sei ein Kraut gewachsen. Beim Anblick mancher Wälzer könnte man das auch glauben. Es ist die Geschichte eines Beststellers, der vom medizinischen Nachschlagewerk zum kunstvollen Liebhaberbuch geworden ist und am Ende ganz verschwand. Mehr erfahren
Carl Hartwich wurde 1851 in Tangermünde geboren. Als junger Mann ging er bei seinem Vater, einem Apotheker, in die Lehre und studierte Pharmazie, erhielt seine Approbation und übernahm die Apotheke seines Vaters. Ab 1879 widmete er sich nur mehr der Wissenschaft. Er doktorierte in Bern und habilitierte in Braunschweig. 1892 trat er seine Professur am Eidgenössischen Polytechnikum (ab 1911 ETH Zürich) an und erlangte 1914 den Doktortitel in Medizin an der Universität Zürich. Hartwich verstarb 1917 in Zürich.
Seine Sammlung entstand zwischen 1890 und 1916. Hartwichs wissenschaftliche Werke umfassen die botanische, anatomische und chemische Charakterisierung pflanzlicher Heilmittel und ihren Einsatz in der Apotheke sowie Studien zu Drogen. Sein Hauptwerk war «Die menschlichen Genussmittel – Ihre Herkunft, Verbreitung, Geschichte, Anwendung, Bestandteile und Wirkung» (Leipzig 1911). Das Buch ist im Infozentrum Chemie | Biologie | Pharmazie im HCI-Gebäude (Hönggerberg) zur Ausleihe erhältlich.