Pflanzliche Pfeilgifte als Jagdwaffen
Strophantus-, Adenium oder Chondrodendron-Arten sind nicht nur hübsch anzuschauen. Ihre Gifte können auch als effiziente Jagdinstrumente genutzt werden.
Die Verwendung von Pfeil und Bogen stellt einen Markstein in der Entwicklung der menschlichen Kultur dar. Noch effektiver wird die Jagd (oder Verteidigung) damit, wenn die Pfeilspitzen in Gift getränkt wurden – tierischen, aber auch pflanzlichen Ursprungs. Man gewinnt die Gifte durch verschiedenste Behandlungen der Pflanzen oder der Pflanzenteile. Die Gewinnung ist immer mit rituellen Handlungen verbunden. Neben Pflanzen wurden und werden auch aus Tieren gewonnene Gifte zur Herstellung von Pfeilgiften benutzt.
Die westliche Medizin arbeitet noch heute mit Inhaltsstoffen, die urspünglich als Pfeilgifte benutzt wurden, zum Beispiel Strophantin aus Strophantus sp. oder Tubocurarin aus Condrodenrum sp. Diese hatten in der Medizin eine äusserst grosse Bedeutung. Mit der Entdeckung neuer Arzneistoffe und der Entwicklung der Gefäss- und Herzchirurgie hat die Bedeutung mittlerweile abgenommen.
Tödliches Gift und Heilmittel
Adeniumarten (Wüstenrose): Sie enthalten sogenannte Cardenolide im Milchsaft. Dieses Gift ist in Afrika beliebt für die Jagd auf Grosswild, weil es schnell tötet;
Strophantusarten: verfügen ebenfalls über Cardenolide. Sie wurden in Zentralafrika als Pfeilgifte eingesetzt. Später im 19.–20. Jh. erkannte man, dass es sich bei dem Wirkstoff um ein Glykosid handelte, welches man gegen Herzbeschwerden einsetzen konnte.
Strychnosarten (Brechnüsse): Strychnos castellanii kommt im Amazonasgebiete von Peru, Brasilien und Kolumbien vor. Es enthält Curare. Dieser Stoff wirkt muskelerschlaffend. Er wird als Pfeilgift und in der Medizin eingesetzt. Strychnos ignatii aus Südostasien wiederum enthält hauptsächlich Strychnin. Es wird ebenfalls als Gift eingesetzt sowie als Tonikum bei Schwächezuständen;
Chondrodendronarten (Knorpelbaum): verbreitet in Süd- bis Mittelamerika. Sie weisen einen hohen Alkaloidgehalt auf. Hauptwirkstoff ist D-Tubocurarin (Bestandteil von Curare), genutzt als Pfeilgift und als Muskelrelaxan in der Medizin.