Arzneipflanzengarten D-CHAB
Eine wurde als Kerze verwendet, eine andere als Herzstück eines Getränks bekannt als "grüne Fee" und fast alle haben heilende Kräfte (wenn richtig dosiert). Ein Garten voller Talente und Geschichten, frei zur Besichtigung.
Die grüne "Magie" von Dosis und Chemie
Solidago virgaurea, Acorus calamus oder Matricaria recutita - was klingt wie Zauberformeln aus Harry Potter sind nur einige der vielen pflanzlichen Bewohner im Arzneipflanzengarten am Hönggerberg, deren Wirkkraft bisweilen doch magisch erscheint: handle es sich nun um Heilkräfte gegen Harnsteine, Frostbeulen oder diverse bakterielle und entzündliche Erkrankungen von A(nalbereich) bis Z(ahnfleisch).
Kern dieser "Magie" ist Chemie - bestimmte Moleküle, die im Körper zu Reaktionen führen und so heilsam oder aber schädlich sein können. Chelidonium majus z.B. (Schöllkraut), enthält eine hohe Anzahl an bestimmten Alkaloiden – heterozyklischen Verbindungen mit einem oder mehreren Stickstoffatomen – welche in dem Fall krampflösend auf den Magen einwirken. Bei Überdosis können sie aber lebertoxisch sein, wie die Diskussion um ein aktuelles Arzneimittel deutlich gemacht hat. Artemisia absinthium (Wermut) wiederum, Herzstück der "grünen Fee" Absinth, wirkt mit Sesquiterpenen wie Thujon je nach nachdem antimikrobiell oder als Nervengift. Die Dosis machts, wie Paracelsius schon wusste.
Bisweilen macht aber auch der Name Geschichte oder eben umgekehrt – man denke nur an die Pflanze mit dem klingenden Namen Königskerze oder an die Schafgarbe, der der berühmte Kämpfer Achilles im Lateinischen den Namen leiht. Diese und viele weitere Pflanzen samt ihren Geschichten lassen sich im Arzneipflanzengarten entdecken, am besten mit der Broschüre unterm Arm und einer beruhigenden Tasse Matricaria sp. in der Hand, erhältlich für 1 CHF pro Packung im nächsten Coop.
45 Heilkräuter - die Arzneipflanzengartenbroschüre
Wer mehr wissen möchte über heilende Kräuter und wohltuende Essenzen, wird in der Download online Broschüre zum Arzneipflanzengarten (PDF, 11.8 MB) fündig.
Die gedruckte kostenlose Broschüre zum Arzneipflanzengarten liegt an der Campus Info am Hönggerberg oder auf dem Tischchen bei der Sammlung H-Stock des HCI Gebäudes auf (Foyer). Sollte keine mehr vor Ort sein, bitte Bescheid geben:
Entstehung des Arzneipflanzengartens
Ein Garten in konzentrischen Kreisen sollte es sein. So hat ETH-Architektin Karin Möllfors den Arzneipflanzengarten für den Hönggerberg entworfen. Umgesetzt hat ihn der Landschaftsgärtner Paul Züger (Schlossgärtnerei Uster). Kein leichtes Projekt. Der Gartengestalter bekam damals eine Liste mit 178 alphabetisch geordneten Pflanzenarten ausgehändigt und musste die Anlage nun didaktisch sinnvoll gestalten, so dass sie den Studierenden der Pharmazie zur Anschauung und als Lernhilfe dienen konnte. Zudem sollte der Garten die Öffentlichkeit ansprechen, die sich heute wieder vermehrt für Pflanzen als Heilmittel interessiert.
„Es handelte sich erstens um Stauden im gärtnerischen Sinn. Das sind krautartige, winterharte Pflanzen, die in Wurzelstöcken, Knollen oder Zwiebeln überwintern und im folgen Frühjahr neu austreiben und deren oberirdische Teile im Spätherbst absterben“, erklärt Züger. „Zweitens unterscheiden wir Gehölze als holzbildende, ausdauernde Bäume und Sträucher. Kräuter als dritte Gruppe wiederum sind einjährig und keimen jedes Jahr von neuem wie beispielsweise die Ackerbegleitflora.“
Die alten Gehölze verblieben auf dem Irchel, weil sie zu gross zum Verpflanzen waren. "Wichtig für uns war, die Sonneneinstrahlung zu berücksichtigen und die Licht- und Schattenbedürfnisse der Pflanzen zu erfüllen“, betont der Gärtner, der übrigens das krautige Tausendgüldenkraut zu seinen Lieblingspflanzen zählt und dessen rosarote Blütenköpfchen aufgrund ihrer Bitterstoffe eine belebende, magenstärkende und fieberhemmende Wirkung aufweisen. Im Herbst 2004 wurden die Pflanzen acht Hauptwirkstoffgruppen zugeordnet, in die entsprechenden Beete gepflanzt und mit Hinweistafeln versehen.