Opium, Haschisch und Co

Genuss-, Sucht- und Heilmittel: Manche Substanzen sind Multitalente, doch der Grat zwischen Schaden und Nutzen ist schmal. Beim Streifzug durch Hartwichs Sammlung werfen wir einen historisch-chemischen Blick hinter die Kulissen von Opium & Co.

 Mohnkapseln mit Messer (Foto: Julia Ecker)
Mohnkapseln mit Messer (Foto: Julia Ecker)

Opium – eine besondere Droge

Opium heilt alles ausser sich selbst, so hiess es damals schon im Orient. Es ist Heilmittel und Droge. Eine altbekannte Substanz, «aufweckend und entrückend», die «Gedanken und Erinnerungen die Giftzähne ausbricht» wie es bei Gelpke heisst und weiter: das Bewusstsein «wie Fangarme der Aussenwelt zugewandt, wendet sich ab und schliesst die Fenster.» Keine Magie, aber viel Chemie, verborgen im weissen Mohnsaft, und eine lange Tradition – das hat auch Prof. Carl Hartwich fasziniert.  

Morphin
Morphin (Visualisierung: Wikimedia Commons)

Seit Jahrhunderten wird Opium aus Schlafmohn gewonnen (Papaver somniferum L.). Ritzt man die Kapseln an, tritt der Milchsaft aus und trocknet. Durch Autooxidation entsteht eine dunkle Masse – das Rohopium, welches nun geerntet werden kann. Seiner Wirkung auf den menschlichen Körper liegen die enthaltenen Alkaloiden zugrunde – heterocyclische, organische Verbindungen mit einem oder mehreren Stickstoffatomen, häufig pflanzlichen Ursprungs. Das bekannteste und anteilsmässig häufigste ist Morphin, eines der stärksten Schmerzmittel. Es ist unter anderem der Ausgangsstoff für Diacetylmorphin, bekannt als Heroin. Das Opium-Alkaloid Codein wiederum findet bis heute als Hustenstiller Einsatz. Im Körper sprechen Opiumalkaloide spezielle Rezeptoren an, welche normalerweise Schmerz und Stress leicht dämpfen sollen. Im Falle von Morphin jedoch werden die Rezeptoren alle zugleich aktiviert, was den starken, eingangs beschriebenen Effekt erklärt. Gleichzeitig erhöht sich die Dopamin-Ausschüttung, vor allem im Belohnungszentrum des Körpers. Ein Effekt mit Suchtfaktor.  

Die Varianten, wie man sich diesen Rausch verschaffen kann, sind ebenso vielfältig wie die Kulturen, die das Opium für sich entdeckt haben. Bereits die Ägypter kannten es, auch die Griechen und Römer. Im 7. Jahrhundert fand das Opium über die Araber weitere Verbreitung nach Indien und Persien, später nach China, wo es vor allem durch Rauchen konsumiert wurde. Im 17. Jahrhundert wurde es durch englische Handelsaktivitäten zur Volksdroge. Ein Süchtiger konsumierte laut Hartwich bis 80 Pfeifen Tschandu (Rauchopium) pro Tag. Von China aus erreichte die Opiumwelle dann auch Europa.

Mehr Details zu Hartwichs Opiumsammlung sowie zu seinen anderen «rauschhaften» und genusstechnischen Studienobjekten vermittelt die Ausstellung im HCI. Es werden auch Führungen angeboten. 

Zeigefinger

Virtueller Plausch zu Opium, Haschisch, Betel und Harry Potters Mandragora (Alraune)

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«Rausch und Gift» - ein virtueller Plausch zur Geschichte und Chemie hinter Opium, Haschisch, Betel und Harry Potters Mandragora (Video: Julia Ecker, Dominik Stämpfli, Oliver Renn)

Literaturnachweise und Lesetipps

C. Hartwich
C. Hartwich

Hartwich C. (1911): Die menschlichen Genussmittel. Ihre Herkunft, Verbreitung, Geschichte, Bestandteile, Anwendung und Wirkung. Chr. Herm. Tauchnitz: Leipzig.

Gelpke R. (2008): Vom Rausch im Orient und Okzident. Anaconda Verlag: Köln

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