Farbe natürlich künstlich

Farbstoffe verhalfen der Schweiz zur blühenden Chemie- und Pharmaindustrie. Im H-Stock des HCI-Gebäudes begibt man sich auf ihre chemischen Spuren, die von der Vergangenheit bis in die Gegenwart reichen.  

Jeansblaue Geschichten

Levi Strauss meldete 1873 mit Jacob Davis das Patent für die Jeans an (bis heute heisst das Lable Levi’s). Einst Arbeiterhose, wurde sie zum globalen Kult, auch wegen des Indigoblaus – einer der ältesten Pflanzenfarbstoffe. Der natürliche Farbstoff konnte die Nachfrage auf Dauer nicht decken. Adolf von Baeyer gelang 1880 seine künstliche Synthese. Die BASF und Hoechst erwarben die Rechte. Zehn Jahre später entdeckte ETH Prof. Karl Heumann weitere Synthesewege, die die Grossproduktion von künstlichem Indigo ermöglichten. Heute ist fast jede Jeans so gefärbt.  

Fuchsienrot – die Wurzeln der Schweizer Chemieindustrie

Im 19. Jh. sollten sogenannte Teerfarben die grosse Nachfrage der Textilindustrie decken. Sie wurden aus Bestandteilen des Steinkohleteers hergestellt. Henry Perkin entdeckte die erste synthetische Farbe Mauvein und gründete die erste Teerfarbenfabrik. 1885 patentierte François-Emmanuel Verguin den Farbstoff Fuchsin. Ein Patentstreit darum führte dazu, dass etliche Chemiker in die Schweiz auswanderten, wo es noch kein Patentrecht gab. Sie liessen sich v.a. in Basel nieder und begründeten die Chemie- und Pharmaindustrie der Schweiz. Teerfarben sind heute noch vielfältig in Verwendung. 

Adolf Jenny Trümpys Stoffmusterbücher

Farbenfroh zeigt sich die 17-bändige Druckmustersammlung von Adolf Jenny Trümpy (18.–20. Jh.). Die grossformatigen Kartonseiten mit aufgeklebten Stoffmustern und Beschriftungen sowie eingefügten Färberezepturen sind Zeugnis einer lange entwickelten Kunst und zeigen buchstäblich, wie bunt Chemie sein kann bzw. wie spannend ihre Anwendung. 

Weitere Informationen und Bilder auf der Detailseite.

 

Literaturnachweise und Lesetipps

König M. (2016): Chemie und Pharma in Basel 1: Besichtigung einer Weltindustrie - 1859 bis 2016. Basel: Christoph Merian Verlag

Rys P. und Zollinger H. (1982): Farbstoffchemie. Ein Leitfaden. 3. Aufl. Weinheim: Verlag Chemie

Zollinger H. (1999): Color. A Multidisciplinary Approach. Zürich: Verlag Helvetica Chimica Acta, Weinheim: WILEY-VCH

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