Neue Exzellenz-Stipendiat:innen am D-CHAB

Mit dem Excellence Scholarship & Opportunity Programme (ESOP) der ETH Zürich werden jährlich herausragende Studierende gefördert. Sie gehören zu den Jahrgangsbesten und erhalten für ihr Masterstudium finanzielle Unterstützung, um sich auf ihre Ausbildung konzentrieren zu können. Im D-CHAB haben es 2022 vier Studierende geschafft, die Kommission zu überzeugen: Sally Liu, Vincent Wirth, Anna Weinfurter und Gian-Luca Lötscher. Hier stellen sie sich vor.

von Julia Ecker

Anna Weinfurter - #nanomaterialien

Portrait Anna Weinfurter

Die Münchnerin Anna Weinfurter hat eine Vorliebe für die Schweiz. Sie hat bereits den Bachelor Chemie an der ETH Zürich absolviert und macht nun den Master. «Chemie ist für mich die Naturwissenschaft, die es erlaubt, neue Moleküle und Materialien zu erschaffen», erzählt Anna. «Besonders fasziniert mich die anorganische Chemie. Ursprünglich wollte ich bei der Masterarbeit Halogenid-Perowskit-Nanokristalle erforschen.» Diese haben gute Eigenschaften für optoelektronische Anwendungen und könnten dank ihrer schnellen Photonenemission und hohen Röntgenabsorption für Szintillatoren zur Röntgendetektion eingesetzt werden. «Allerdings habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Oberflächenmaterialien und der Bereich Katalyse noch mehr zusagen.»

Bei einem Semesterprojekt erforschte Anna bereits Zinn als Katalysator, um CO2 aus Fabrikschornsteinen zu Formiat umzuwandeln. «Der Zinnkatalysator war dabei wie Dendriten geformt, um eine möglichst grosse Oberfläche zu erhalten. Die Oberflächenfrage beschäftigt mich auch bei meinem aktuellen Masterarbeitsthema. Als Vorbereitung darf ich nun für drei Monate nach Australien und werde dort Materialien mit möglichst grosser Oberfläche entwickeln, welche trotzdem stabil sind, zum Beispiel Schwämme. Im Rahmen meiner Masterarbeit werde ich diese Materialien dann in Zürich auf ihr katalytischen Eigenschaften testen. Dabei geht es nicht mehr um CO2, diesmal werde ich Stickstoff oder NOX-Varianten zu Ammoniak umwandeln

Das ESOP-Stipendium ermöglicht es Anna, sich ganz auf ihr Studium zu konzentrieren und sich nebenbei – selbst begeisterte Sportlerin – weiterhin als Präsidentin der «Challenge» zwischen ETH und EPFL zu engagieren: «Gute sportliche Leistungen und eine gute Leistung beim Studium gehen für mich Hand in Hand, es wirkt motivierend.»

Gian-Luca Lötscher - #totalsynthese

Gian-Luca Lötscher

Gian-Luca wohnt an der Grenze zum Kanton Schaffhausen und hat nach seiner naturwissenschaftlich ausgerichteten Schulzeit zunächst Arbeitserfahrung in einem Lebensmittelbetrieb gesammelt und den Militärdienst absolviert. Danach studierte er an der ETH interdisziplinäre Naturwissenschaften. «Soeben habe ich meine dritte Semesterarbeit im Bereich organische Chemie gemacht. Ich habe mich praktisch schon einmal quer durchs Institut gearbeitet», meint er lachend. Nun wolle er auch seine Masterarbeit im Bereich organische Chemie absolvieren.

Zunächst schwebte ihm eine Totalsynthese von Mutanolin vor – ein Sekundärmetabolit aus Streptococcus mutans – sowie die Bestimmung aller Stereomittelpunkte und die Untersuchung der biologischen Aktivität der neu synthetisierten Verbindung. «Ob es am Ende dabei bleibt, werden wir sehen. Die Arbeit sollte aber auf jeden Fall mit Totalsynthese zu tun haben. Das ist das Höchste, was man machen kann, finde ich. Es gefällt mir, dass man aus kleinen Bausteinen komplexe Verbindungen aufbauen kann, die dann einen Nutzen haben. Zudem ist interessant, dass man auch andere Aspekte einfliessen lassen kann, etwa die anorganische Chemie mit der Katalyse oder die physikalische Chemie, die gewisse Phänomene erklären kann.»

Das ESOP-Stipendium ist für Gian-Luca vor allem ein Zeichen der Wertschätzung für die bisherigen Leistungen und bedeutet grössere Freiheit. «Ich pendle jeden Tag 1,5 Stunden von Schaffhausen an die ETH und zurück und arbeite am Wochenende im Kletterpark. Mit dem Stipendium kann ich die Stunden im Park reduzieren oder ganz weglassen. Zudem wird es für mein Auslandssemester in Texas nächstes Jahr hilfreich sein und natürlich wirkt das Stipendium auch vorteilhaft bei künftigen Bewerbungen.»

Sally Liu – #wirkstoffabgabe

Portrait Sally Liu

Sally Liu stammt aus Deutschland. Naturwissenschaften haben sie schon in der Schule fasziniert, gleichzeitig hatte sie immer das Bedürfnis Menschen zu helfen: «Pharmazie ist die perfekte Verbindung aus beidem. So habe ich den Bachelor in pharmazeutischen Wissenschaften an der ETH absolviert und bin nun im Master Pharmazie.» Bei Recherchen sei sie schliesslich auf das hochaktuelle Thema Exosomen gestossen. Für Ihre Masterarbeit wollte sie daher zunächst die Proteine bakterieller extrazellulärer Vesikel und ihren Nutzen für die Wundheilung erforschen. Mittlerweile hat sich das Thema ein wenig gewandelt.

«Der Fokus liegt nun mehr auf gene delivery», erklärt Sally, «Zunächst wird es um die Frage gehen, wie ich das Gen eines ausgewählten Proteins verändern muss, damit das Protein am Ende über die gewünschten Eigenschaften verfügt, sodass es therapeutisch von Nutzen sein kann. Die Eigenschaft oder Funktion eines Proteins lässt sich später über Assays prüfen. Diese sind zum Teil etabliert, manches werde ich aber erst optimieren müssen. Wenn sich das Protein richtig gefaltet hat und die Funktion stimmt, kann man am Ende das Gen zum Beispiel in eine menschliche Zellkultur einbringen und erforschen, was es dort macht.»

Für Sally ist das Stipendium eine Bestätigung dafür, dass sie ihre Sache gut macht. Zudem könne man so sein Netzwerk vergrößern, tolle Veranstaltungen besuchen, und natürlich bringe es auch finanziell eine Erleichterung mit sich, betont Sally. «Es gibt mir die Freiheit, mich aufs Studium zu fokussieren und mich in meiner Freizeit weiterhin für den Tanzquotient der ETH Zürich zu engagieren. Am Ende habe ich aber auch durch den Prozess der ESOP-Bewerbung viel gelernt – das war eine gute Einstimmung für die Masterarbeit.»

Vincent Wirth - #spektroskopie

Portrait Vincent Wirth

«Für die Chemie hat mich eine engagierte Lehrperson in der Schule begeistert», erinnert sich Vincent Wirth. Er sei in der Schweiz aufgewachsen und habe bereits den Bachelor Chemie an der ETH Zürich gemacht und den Master Chemie gleich angeschlossen. «An der Chemie schätze ich besonders die Interdisziplinarität», erzählt er weiter. Besonders habe es ihm die physikalische Chemie angetan. «Ich finde es faszinierend, wenn man sich auf ein Thema spezialisiert und versucht, das Thema mathematisch bis ins kleinste Detail zu durchdringen, mit Theorien zu vergleichen und zu sehen, wie viel man wirklich von der Welt und ihren komplexen Prozessen versteht. Das ist spannend.»

Dies führte ihn in die Gruppe von Professor Merkt, wo er bereits Erfahrung im Bereich Hochpräzisionsspektroskopie gewinnen konnte. Für die Masterarbeit wollte er ursprünglich an neuen Methoden forschen, die eine Untersuchung von chemischen Reaktionen bei sehr niedrigen Temperaturen ermöglichen. «Das ist Grundlagenforschung, kann aber zum Beispiel angewendet werden, um zu verstehen, wie chemische Prozesse im Universum ablaufen. Dort gibt es teilweise auch andere Moleküle als bei uns auf der Erde», erklärt Vincent. Ob es bei diesem Thema bleibt, ist noch nicht klar. «Ich würde gerne noch ein wenig ausloten, was mir alles Spass macht. Es bleibt aber bei physikalischer Chemie.»

In seiner Freizeit geht Vincent gerne bouldern und engagiert sich als Skitourenleiter bei einer Jugendorganisation. «Das Stipendium bedeutet für mich finanzielle Unabhängigkeit, so kann man sich besser aufs Studium konzentrieren. Zugleich ist es ein Türenöffner und bietet ein tolles Netzwerk. Beim Kennenlern-Apéro etwa konnte ich schon viele Leute aus anderen Bereichen treffen. Man weiss ja nie, wo es einen hin verschlägt.»

Das Exzellenz-Stipendium

Unser Land ist auf erstklassige Fachkräfte angewiesen. Mit dem «Excellence Scholarship & Opportunity Programme» (ESOP) werden herausragende junge Menschen aus der Schweiz und aller Welt für das Master-Studium an der ETH Zürich gewonnen. Das Vollstipendium erlaubt ihnen, sich in ihrem vollen Potenzial zu entfalten und Spitzenleistungen zu erbringen, von denen letztlich die ganze Gesellschaft profitiert.

Mehr Informationen dazu externe Seitehier

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