10 Jahre Gemeinschaft, Leidenschaft und Innovation
Ein neues Semester hat begonnen – nicht nur für die Studierenden, sondern auch für die „Society for Women in Natural Sciences“ (WiNS) an der ETH Zürich. Die engagierte Vereinigung mit Mitgliedern aus dem D-CHAB, D-BIOL, D-PHYS und D-MATL organisiert seit zehn Jahren spannende Veranstaltungen zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft. Was hat WiNS bisher erreicht und wohin geht die Reise? Mitglieder geben Einblick und verraten, warum sie es schätzen Teil dieser Gemeinschaft zu sein.
Sabrina Kleynemeyer: Zu Beginn meines Studiums dachte ich, dass geschlechtsspezifische Diskrepanzen in den MINT-Fächern, insbesondere in der Chemie, kein grosses Thema mehr seien. Dieser Eindruck kam wahrscheinlich von der relativ ausgeglichenen Geschlechterverteilung in den Bachelor-Studiengängen. Das Gefühl verflüchtigte sich schnell, als ich in meiner akademischen Laufbahn vorankam und mich in einem männerdominierten Umfeld wiederfand.
Die Mitgliedschaft bei WiNS hat es mir ermöglicht, aktiv gegen die «leaky pipeline» vorzugehen, indem ich Kontakte zu inspirierenden Frauen in der Wissenschaft und der Industrie knüpfen und jüngeren Studierenden als Vorbild dienen konnte.
Die Zusammenarbeit mit einem so engagierten und talentierten Team war eine der wichtigsten Erfahrungen meines Doktorats. WiNS bietet nicht nur ein unterstützendes Netzwerk von Gleichgesinnten, sondern auch die Flexibilität, sich trotz vollen Terminkalenders zu engagieren.
Elise Komarczuk: Für mich ist WiNS eine vielfältige Gemeinschaft von Wissenschaftlerinnen, die die Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft erhöhen und künftige Generationen inspirieren möchte. Ich bin beigetreten, um mit anderen Frauen in Kontakt zu kommen. Das hat sich erfüllt. WiNS ist nicht nur ein Netzwerk, sondern eine freundschaftliche Community, die sowohl die Freuden als auch die Herausforderungen der Arbeit in der Wissenschaft teilt.
Eines meiner schönsten Erlebnisse mit WiNS war die Netzwerkveranstaltung für Ehemalige anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Vereinigung. Es war wundervoll, die Frauen zu treffen, die WiNS geprägt haben, und zu sehen, wie erfolgreich sie trotz Hindernisse geworden sind. Ein Höhepunkt des vergangenen Jahres war der erfolgreiche Start des Mentoring-Programms. Mentoring ist der Schlüssel zur Beseitigung der «leaky pipeline», und ich bin stolz, dass WiNS einen Beitrag leistet. Ich hoffe, dass WiNS weiterhin inspirierende Veranstaltungen mit erfolgreichen Frauen aus Wissenschaft und Industrie organisieren wird.
Amrita Singh-Morgan: Der Hauptgrund, warum ich bei WiNS mitmache, ist die Gemeinschaft: mit Gleichgesinnten zusammen zu sein, die die Wissenschaft lieben und sie inklusiver gestalten wollen. Dies hat massiv zu meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung beigetragen. Als Organisation zieht WiNS Allrounder an, entwickelt und fördert sie: Menschen, die ehrgeizige Forschende sein wollen, exzellente Kommunikator:innen und die einfach Spass haben wollen! Es ist die Begeisterung für das Leben, die hilft, die Stimmung zu heben, wenn das Experiment zum millionsten Mal gescheitert ist.
WiNS verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur Bekämpfung von Ungleichheit. Wir kümmern uns um Herausforderungen, mit denen Frauen auf universitärer Ebene konfrontiert sind, indem wir uns mit Politik und Infrastruktur befassen. Auf der persönlichen Ebene bieten wir ein unterstützendes Netzwerk an und geben Ratschläge. Wir veranstalten karrierebezogene Veranstaltungen, bei denen wir unsere Fähigkeiten weiterentwickeln oder Einblicke in Unternehmen gewinnen können; soziale Veranstaltungen, bei denen wir zusammenkommen und uns amüsieren; und bewusstseinsbezogene Veranstaltungen, bei denen wir uns eingehender mit feministischen Themen beschäftigen. Bei uns ist jeder willkommen, also kommt vorbei und sprecht mit uns, wenn wir euer Interesse geweckt haben!
Brandl Patricia: WiNS bedeutet für mich eine wunderbare Ergänzung zu meinem Doktoratsstudium. Ich kann aktiv zur Verbesserung der Lern- und Forschungsumstände von Frauen beitragen, wertvolle Erfahrungen im Event-Management sammeln und tolle Leute kennenlernen. Durch WiNS und ähnliche Organisationen in anderen Departementen ist es für uns Frauen um einiges einfacher geworden, relevante Themen in grösserem Rahmen zu diskutieren. Ausserdem denke ich, dass die allgemeine Akzeptanz und Unterstützung für geschlechterspezifische Herausforderungen im Wissenschafts- und Karrierealltag gestiegen ist. Daran haben auch die professionell durchgeführten Events von WiNS einen wichtigen Anteil.
Ein grosses Ziel für WiNS ist der Ausbau des Mentoringprogramms, welches den Austausch zwischen verschiedenen Generationen an der ETH fördern soll. Weiters sollen unsere Angebote helfen, Zweifel bei jungen Studierenden abzubauen und das Gefühl der Zugehörigkeit zur Forschungsgemeinschaft zu stärken.
Nerea Abando Beldarrain: Einer der Vorteile von WiNS ist, dass wir so viel voneinander lernen können. Wir haben alle einen unterschiedlichen Hintergrund, studieren verschiedene Fachrichtungen und erleben die ETH auf unterschiedliche Weise, was es uns ermöglicht, andere Realitäten von Frauen in der Wissenschaft zu entdecken.
Ich denke, meine bisher beste Erfahrung bei WiNS war es, Leute für das Mentoring-Programm zusammenzubringen. Das Feedback, das wir erhielten, war sehr bewegend. Mehr über die Motivation der Mentor:innen sowie der Mentees zu erfahren war wirklich inspirierend und es war eine grosse Freude zu sehen, dass die Studierenden davon profitierten.
Ich sehe WiNS als eine Vereinigung, die in der Lage ist, an der ETH etwas zu verändern. Wir wollen weiterhin ein sicherer Raum für alle sein, die mit Problemen kämpfen, und eine lebendige Gemeinschaft, in der sich alle entfalten können. Wir wollen gehört und berücksichtigt werden.
Die Society for Women in Natural Sciences (WiNS) steht allen Doktorandinnen und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Departements Chemie und Angewandte Biowissenschaften (D-CHAB), des Departements Biologie (D-BIOL), des Departements Materialwissenschaften (D-MATL) und des Departements Physik (D-PHYS) der ETH Zürich offen. Ziel ist es, Frauen in den Naturwissenschaften zu stärken und auf die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz sowie im Studium hinzuwirken. WiNS möchte eine integrativere und vielfältigere Gemeinschaft an der ETH formen, indem alle involviert und für aktuelle Themen sensibilisiert werden. Die Mehrheit der Veranstaltungen ist daher allen Geschlechtern zugänglich.
Gasser et al (2024): Women in Natural Sciences (WiNS) at ETH Zurich Celebrates its 10th Anniversary – A Retrospective and Outlook. CHIMIA 2024,78, No. 6. externe Seite doi:10.2533/chimia.2024.431