Rückblick: Girls go Chemistry 2024

Anlässlich des Internationalen Tags der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft im Februar lud das D-CHAB in Partnerschaft mit EducETH und WiNS am 14. Februar 2024 interessierte Schülerinnen zwischen 12 und 15 Jahren zu einem spannenden Blick hinter die Kulissen des Departements ein. Ein Schnuppernachmittag voll leuchtender, farbenfroher, nachhaltiger und angewandter Chemie, von Nanokristallen bis hin zum künstlichen Herz.

von Julia Ecker

Der 14. Februar 2024 war ein Valentinstag wie er möglicherweise nach Marie und Pierre Curies Geschmack gewesen wäre: zumindest am D-CHAB stand er ganz im Zeichen der Chemie (und hatte mit Valentin nichts zu tun). 30 Schülerinnen, hauptsächlich aus Zürich und Uster, aber auch aus Zug, Aargau, Luzern oder Graubünden, fanden ihren Weg auf den Hönggerberg, um mehr über Chemie zu erfahren, und schnupperten direkt zum Einstieg Hörsaalluft im HCI-Gebäude, neugierig darauf, was der Nachmittag bringen möge.

Helma Wennemers doing the indtroduction at Girls go Chemistry
Helma Wennemers erzählt von ihrer Forschung und vom Alltag einer Professorin (Foto: J. Ecker, ETHZ)

In der Tat stand einiges auf dem Programm. Anlässlich des jährlich im Februar stattfindenden Internationalen Tags der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft, wollte das D-CHAB 12 bis 15-jährigen Schülerinnen einen besonderen Einblick in die Welt der Chemie ermöglichen – frühzeitig, da manche bald ihre Spezialisierungsfächer in der Schule wählen. "Viele Ergebnisse aus der Lehr- und Lernforschung zeigen, dass sich gerade im Alter zwischen 11 und 15 Jahren ein stabiles akademisches Selbstkonzept herausbildet", weiss Ralph Schumacher, Leiter des ETH MINT Lernzentrums und Kooperationspartner bei Girls go Chemistry. "In dieser Altersspanne wenden sich nachweislich viele überdurchschnittlich intelligente Mädchen tendenziell sprachlichen Interessen zu, obwohl sie auch beste Voraussetzungen für den MINT-Bereich mitbringen würden. Es ist darum sinnvoll, wenn die ETH Zürich für diese Altersgruppe anspruchsvolle und interessante naturwissenschaftliche Angebote bereitstellt. Solche Angebote können die Schülerinnen in ihrer Interessensentwicklung unterstützen."

Was also ist Chemie? «Reaktionen», «Verbindungen», «Stoffe» mutmasste das junge Publikum im Hörsaal, welches teils bereits mit dem Fach in Berührung gekommen war. «Vielfalt» ergänzte Professor Helma Wennemers. Die Chemikerin berichtete zum Auftakt des Events von ihrem eigenen Weg in die Chemie und beantwortete Fragen zur Forschung und zum Professorenberuf («Erzählen Sie mal!»). Zum Laboralltag wolle sie aber noch nichts verraten, schloss sie, das würden die Kolleg:innen gleich im Labor machen.

Nach der Sicherheitseinführung machten sich sechs Grüppchen, ausgestattet mit Labormänteln, Brillen und einem unserer freiwilligen «Guides», auf zu den Laboren. Jede Gruppe besuchte zwei aus einem Pool von sechs. Die Themen umfassten diverse Aspekte der Chemie. Im organischen Labor der Wennemers Gruppe z.B. konnten die Schülerinnen ein Säure-Basen-Experiment mit Farbumschlag verfolgen und lernten Geräte wie den Rotations-verdampfer kennen, während die Mougel Gruppe Experimente zur Elektrochemie zeigte.

Im Labor der Reiher Gruppe verfolgten die Schülerinnen mit einem haptischem Gerät fasziniert, wie sich Moleküle in einem chemischen Prozess verändern und spürten buchstäblichen die Kraft, die dabei auf die Atome einwirkt. Im Praktikumslabor der physikalischen Chemie wiederum ergründeten sie mittels Spektroskopie, warum Schweppes in der Disco eigentlich leuchtet, beobachteten ebenso faszinierend leuchtende Immunzellen im Konfokalmikroskop der Halin Gruppe und lernten im Labor der Steuer Gruppe wie man teures Rosenöl analytisch von Fälschungen unterscheiden kann.

Im Anschluss fand man sich mit weiteren Forschenden aus dem D-CHAB zu kleinen, lockeren Diskussionsrunden zusammen. Was kann Chemie im Gesundheits- und Umweltbereich, aber auch im Alltag leisten? Die Schülerinnen lernten die bunten Nanokristalle der Kovalenko Gruppe kennen, einsetzbar für bildstarke Screens bei Smartphones oder als Energiespeicher, das Programm NCCR Catalysis, welches Nachhaltigkeit in der Chemie fördert, und die Techniken der flüssig-flüssig-Phasentrennung und Mikrofluidik, die für die effiziente Herstellung von Arzneimitteln und Diagnostik genutzt werden können. Zudem erfuhren die Schülerinnen im Gespräch, welche Rolle Chemie bei der Erforschung von Hirntumoren, aber auch bei der Entwicklung von Diabetes-Medikamenten, RNA-basierten Arzneimitteln oder beim Bau eines künstlichen Herzens spielt. Auch persönliche Fragen an die Forschenden kamen nicht zu kurz und hätten teilweise noch angedauert, wäre die Veranstaltung nicht um 17 Uhr zu Ende gegangen.

Der Ausflug in die Chemie hat wohl gefallen, wie das Feedback bestätigte. Vielleicht wird die jungen Besucherinnen eines Tages ihr Weg zurück auf den Hönggerberg führen. Doch dies hat noch Zeit. Nun genossen die Schülerinnen erstmal Ferienduft statt Hörsaalluft.  

Thanks to our partners and supporters

Das MINT Lernzentrum hat «Girls go Chemistry» mit seinem breiten Netzwerk und seiner Expertise unterstützt sowie die Anmeldeformalitäten für das Event übernommen. Das Lernzentrum ist Teil des ETH-Kompetenzzentrums für Lehren und Lernen (EducETH) und hat zum Ziel, das schulische Lernangebot in den MINT-Bereichen nachhaltig zu optimieren. Mit Lehrpersonen und Forschenden werden Unterrichtseinheiten bzw. -materialien entwickelt und auf ihre Wirksamkeit hin getestet. Mit der ETH Youth Academy bietet das MINT Lernzentrum auch Kurse zu mathematisch-naturwissenschaftlichen Themen für interessierte Schülerinnen und Schüler von der Klassenstufe 7 bis 12 an.

Girls go Chemistry wurde aktiv von den Mitgliedern der Society for Women in Natural Sciences (WiNS) unterstützt – die Forscherinnen haben beim Event an Laborworkshops und Diskussionsrunden mitgewirkt. WiNS wurde 2014 gegründet und steht mittlerweile allen Doktorandinnen und wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Departements Chemie und Angewandte Biowissenschaften (D-CHAB), des Departements Biologie sowie des Departements Materialwissenschaften und Physik offen. Ziel ist es, Frauen in den Naturwissenschaften zu stärken und auf die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz sowie im Studium hinzuwirken. Mehr zu WiNS in diesem Artikel

Ein grosser Dank gebührt auch den Mitgliedern des Informationszentrum Chemie |Biologie |Pharmazie, welche das Event u.a. als Tourguides unterstützt haben. 

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